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Knut Haake, Deutsche Mikroinvest (Foto: privat)

Crowdfunding als Finanzierungsinstrument

Beim Crowdfunding wird ein Finanzierungsprojekt der Internet-Öffentlichkeit vorgestellt. Nutzer können investieren oder ein Darlehen geben und auf eine Rendite oder ein später verfügbares Produkt hoffen. Jetzt setzt erstmals ein Steuerberater auf crowdfunding zur Kanzleifinanzierung. Bevor sein Vorhaben morgen vorgestellt wird, heute geht es erstmal um die Plattform, auf der sein Finanzierungsvorhaben läuft: die Deutsche Mikroinvest. Mit steuerkoepfe.de sprach Knut Haake, geschäftsführender Gesellschafter.

Was ist das Prinzip hinter Ihrer Crowdfunding-Plattform?

Kapital für Unternehmen gegen Rendite für Investoren. Wir bieten Unternehmen eine Plattform, auf der sie ihre Finanzierungsvorhaben vorstellen und Investoren einwerben können. Wir bieten Investoren einen Strauß von Projekten von Start-Ups und etablierten Unternehmen quer durch alle Branchen. Die Unternehmen bekommen so im optimalen Fall ihr Kapital, die Investoren ihre Rendite. Es gibt selbstverständlich auch Projekte, die ihr Finanzierungs-Ziel verfehlen oder Fälle, in denen Investoren ihren Einsatz verlieren. Die Chance einer Finanzierung sind durch niedrige Zeichnungssummen und eine große Verbreitungsbasis über das Internet gut. Alle Investoren wissen, es handelt sich um Risikokapital.

Wie ist die Idee zu dieser Plattform entstanden?

Wir haben unsere Wurzeln in der Unternehmensberatung und haben auch schon damals, offline Finanzierungen unterstützt. Dann erschwerte die Finanzmarktkrise den Unternehmen den Zugang zu Krediten. Als sich ein online-Markt für Finanzierungen abzeichnete, haben wir die Chance ergriffen und unser Geschäft online neu aufgezogen. Im September 2012 ging unsere Plattform online.

Was sind beim Crowdfunding die Vorteile für die Unternehmen?

Der alte Markt der Finanzvermittler beruhte auf Papier, Telefon, einem begrenzten Abnehmerkreis und festen Zeichnungsgrößen von 5, 10 oder 15 TE – sowie einer zunehmenderen Regulierung. Jetzt können wir per Internet an alle möglichen Interessenten vermarkten. Das Ergebnis: Anzahl Interessenten rauf, Mindest-Zeichnungssumme runter. Wir haben eine breitere Vertriebsbasis und durch die digitale Kommunikation wurde der Vermittlungsprozess aufgewertet zu einer Kommunikationsdienstleistung, von der die Unternehmen nicht nur durch den Zugang zu Kapital profitieren. Wir berichten über die Investment-Möglichkeiten und die dahinter stehenden Produkte, Dienstleistungen und Unternehmen. Diese Berichte werden gern von der Presse und Bloggern aufgegriffen. Die Kapitalbesorgung erledigt so auch Marketing-Aufgaben mit.

Welche Kapitalprodukte kommen zum Einsatz?

Wir bieten stille Beteiligungen, Genussrechte, Nachrangdarlehen und partiarische Nachrangdarlehen, bei denen ein Basiszins z.B. quartalsweise ausgezahlt wird und eine Gewinnbeteiligung noch obendrauf kommen kann. Wir projektieren solche Kampagnen und präsentieren sie. Wir sind aber ein reiner Finanzierungsvermittler und bieten keine Finanzierungsberatung. Die Beteiligungsverträge sind individuell von den Unternehmen mit einem Kapitalmarktanwalt erstellt, weil wir glauben, dass mit einer Standardlösung niemanden geholfen ist. Das heißt: Es wird individuell vereinbart, welche Kapitalprodukte angeboten werden oder was im Falle eines vorzeitigen Ausstiegs des Unternehmens oder des Investors passieren soll. Darüber hinaus haben wir uns ein paar Pflichten auferlegt, wie wir über die Investments berichten.

Welche sind das?

Im Gegensatz zu anderen Plattformen veröffentlichen wir nur Unternehmensbewertungen, wenn sie durch einen Wirtschaftsprüfer testiert sind. Wir wollen unsere Investoren nicht beeinflussen, deshalb finden Sie bei uns keine Angaben zum aktuellen Stand von Projekten a la „85% des Ziels erreicht“. Beim Crowdfunding wird oft von Schwarmintelligenz gesprochen. Wir glauben, dass solche Zielerreichungsangaben eher einen Herdentrieb befördern und sich Interessenten dann nicht ausreichend über das Projekt informieren. Das halten wir für gefährlich und wollen das nicht.

Wie verdienen Sie Ihr Geld?

Durch Grundgebühren und erfolgsabhängige Provision. Die Grundgebühren setzen sich zusammen aus den Kosten für die Aufstellung, also die Bereitstellung und Aufbereitung der Projektinformationen, für die Kommunikation, also unsere breite Berichterstattung über das Projekt und den Kosten für den externen Anwalt, der den Kapitalmarktvertrag aufsetzt. In Zahlen: 1.500 Euro netto für die Aufstellungsgebühr, 1.000 Euro netto für die Kommunikationsgebühr und 1.250 Euro netto für den Anwalt.

Und wie ist die Provision zu beziffern?

Wir nehmen 8 bis 8,5 Prozent von der Zeichnungssumme, also der Summe, mit der ein Investor tatsächlich in ein Projekt einsteigt. Insgesamt können Sie also Pi mal Daumen mit etwa 10 Prozent der Zielsumme für die Kosten rechnen. Wenn Sie die Kosten auf eine gewöhnliche Laufzeit von z.B. sieben Jahren verteilen, landen Sie bei einem Wert von circa 1,3% Prozent der Zielsumme als Finanzierungskosten pro Laufzeitjahr zuzüglich Zinsen an die Investoren.

Wie viele Projekte konnten Sie seit dem Start erfolgreich abschließen?

Seit September 2012 sind 33 Projekte emittiert worden, wovon 27 Geld in unterschiedlichster Höhe sammeln konnten.

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Über Knut Haake:

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